Wie geht grüne IT?

Vor noch nicht allzu langer Zeit war das, was wir heute in der IT machen, noch Science-Fiction - die Idee einer besseren, fairen und effizienten Welt. Wenn wir heute in die Zukunft blicken, tun wir das allzu oft mit Sorge. Eine besondere Bedrohung: der Klimawandel. Daher muss die Zukunftstechnologie schon heute schon ihrer Verantwortung Rechnung tragen, um die Zukunft zu einem lebenswerten Ort machen.

Das sagen auch Verfechter der sogenannten Green-IT. Die haben es sich zur Aufgabe gemacht, auszuloten, wie man Informationstechnologien nachhaltig und CO2-neutral einsetzen kann.

Wo das Problem bei IT und Umweltschutz liegt und welche Lösungen es für sie gibt, erfahren Sie in unserem Primer zum Themenkomplex Umweltransformation.

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Dieser Artikel ist Teil unserer Reihe zur Umwelttransformation. Klicken Sie hier für einen Überblick.

WIE GRÜN IST INFORMATIONSTECHNOLOGIE?

Informationstechnologie haftet üblicherweise ein futuristisches und grünes Image an. Aber was ist da dran? Sicher ist: Auch die IT ist abhängig von seltenen, fossilen Rohstoffen und großen Mengen Energie, die irgendwie erzeugt werden müssen.

Die Green-IT versucht eine Reihe an Kernproblemen zu lösen, die in der Informationstechnologie inhärent sind.

 

Problem 1: Fossile Rohstoffe: Für die meisten Sachen in der IT benötigt man Chips und Circuit-Boards. Das ist an sich erstmal kein Geheimnis. Das Problem liegt auf der Hand: Für die Herstellung dieser Chips benötigt man seltene Rohstoffe, zum Beispiel „seltene Erden“ (gemeint sind damit 17 seltene Elemente) und Lithium.

Man kann diese Rohstoffe leider nicht ersetzen, daher sind sie das wohl schwerwiegendste und am schlechtesten lösbare Problem der Green-IT. Dennoch kann man Anstrengungen unternehmen, den Verbrauch dieser oft umweltschädlich geförderten und natürlich auch endlichen Rohstoffe zu reduzieren. Oder zumindest ihre Förderung grüner zu machen. Ein Lichtblick: In Schweden wurde erst unlängst ein großes Reservoir seltener Erden gefunden. Das nimmt eventuell etwas Druck aus dem Kessel.

Problem 2: Energieverbrauch: Die zweite unverrückbare Wahrheit: Ohne Strom geht in der IT so wenig wie ohne Chips. Logisch. Dabei ist aber nicht jeder Verbraucher gleich. Ein Privatanwender, der seine Laptop-Batterie beizeiten auflädt, verbraucht weniger Strom als ein Serverpark, dessen Rechner rund um die Uhr laufen müssen. Die professionelle IT nimmt also überproportional viel Strom in Anspruch.

Auch hier gilt: Da man nicht ganz verzichten kann, müssen zumindest grünere Alternativen gefunden werden. Das reicht vom Einsatz erneuerbarer Energien bis hin zu Ideen, wie man vor allem in energieintensiven und im Dauerbetrieb laufenden Anlagen den Stromverbrauch ein wenig senken kann.

Problem 3: Obsoleszenz: Kaum eine Technologie bewegt sich derzeit so schnell wie die Informationstechnologie. Schnelle Fortschritte bedeuten aber auch eine hohe Obsoleszenz. Ständig werden neue Produktmodelle entwickelt, um ihre Vorgänger zu ersetzen. Die alten Geräte werden dann in aller Regel auf den Müll geworfen. 

 

Seltene Erden sind ein Teil des Periodensystems. (Bild: Wikimedia Commons)

 

Aber muss das so sein? Zumindest geplante Obsoleszenz (also die Herstellung von Produkten mit einer absichtlich kurzen Lebenszeit), eine Praxis, die trotz Verbots immer noch gängig ist, ließe sich sicher vermeiden. Aber auch abseits unmoralischer Herstellungspraktiken müssen wir uns fragen: Muss ich immer das ganze System umstellen, wenn ein Gerät ersetzt wurde? Gibt es Möglichkeiten, obsolete Produkte wiederzuverwerten?

 

WAS DIE GREEN-IT VERSUCHT

Wie bereits erwähnt, sind Belastungen der Umwelt durch Informationstechnologie nicht vollständig zu vermeiden. Wie jede Branche verbraucht auch die IT Rohstoffe und Energie, und ist dazu noch auf regelmäßige Neuentwicklungen und Neuanschaffungen angewiesen, wenn sie weiterkommen will.

Green-IT versucht sich also nicht an der unmöglichen vollständigen Lösung oben genannter Probleme, sondern um die Eindämmung ihrer schwerwiegendsten Folgen und auf eine möglichst umfassende Vermeidung ihrer negativen Folgen. Was das konkret bedeutet:

 

Recycling: Computer sind schwierig zu recyceln. Ist ein Circuit-Board erst einmal gelötet, und sind Chips erst einmal angebracht, dann bekommt man es nicht mehr energieeffizient auseinandergebaut. Das bedeutet allerdings nicht, dass man deswegen ganz auf Recycling verzichten muss.

Mustert man beispielsweise alte Hardware aus, lassen sich einzelne Komponenten wiederverwenden. Entweder selbst im neuen Computersystem oder von dritten Verbrauchern. Diese Praxis hat leider auch ihre Grenzen: allzu alte Bauteile können nicht erneut benutzt werden, da kann man maximal noch einige Rohstoffe herausziehen.

Virtualisierung: Ein Computer, der nie gebaut wird, ist ein Computer, der nie Rohstoffe verbraucht hat. Deshalb ist es sinnvoll, möglichst viele Prozesse zu virtualisieren, also in einer Cloud oder anderweitig ‚remote‘ erledigen zu lassen. Speziell Cloud-Computing hat inzwischen stark an Fahrt aufgenommen – kaum ein professionelles IT-Framework kommt noch ohne aus.

Natürlich ist auch hier irgendwo ein Computer zugeschaltet. Der steht aber sowieso bereits da, ist wahrscheinlich sehr gut ausgestattet und kann so Anwendungen energieeffizienter lösen. Hinzu kommt, dass dieser Computer ohnehin voll ausgelastet werden sollte, damit sich sein Einsatz lohnt.

 

Beim Energiemanagement in Servern lässt sich viel anpassen. (Bild: Wikimedia Commons)

 

Effiziente Energienutzung: Fast jeder IT-Prozess benötigt Strom. Aber man kann auf einige unwahrscheinliche Arten den Verbrauch eines solchen Prozesses reduzieren. So kann man Code auf eine Art schreiben, dass ein ausführender Rechner weniger Aufwand betreiben muss, um ihn auszuführen – und so weniger Energie verbraucht.

Gerade in Systemhäusern und Data-Centern ist der Stromverbrauch besonders hoch, da hier viele Rechner auf ständiger Hochleistung laufen müssen. Eine kluge Leitung des Stroms und der Aufgaben kann dafür sorgen, dass starke Rechner zugunsten ihres schwachen Gegenparts besonders belastet werden und so den Verbrauch minimieren.

Abgesehen davon lassen sich gerade beim individuellen Rechner sehr viele Sachen anpassen, mit denen jeder vertraut ist. Eine smarte Benutzung der Stromsparoptionen und der Verzicht auf übermäßig starke Hardware kann einen signifikanten Unterschied machen.

Business Intelligence, also das automatische Sammeln und Auswerten von Daten in Unternehmen, und die Verknüpfung dieser Daten mit Energieträgern wie Heizungen oder Servern, kann ebenfalls viel Energie einsparen. So kann man zum Beispiel seine Heizung so optimieren, dass sie je nach Außentemperatur, Stand der Wärmepumpe, die wiederum mit einer Photovoltaik-Anlage verknüpft ist, und Bürozeiten unterschiedlich heizt.

Langlebigkeit: Die einzige Art, Obsoleszenz effektiv entgegenzuwirken, ist es, die Langlebigkeit eines Produktes zu optimieren. Das kann auch zwei Arten geschehen, die nur zusammen ihre volle Wirkung entfalten können: Seitens der Hersteller und Seitens der Nutzer.

Hersteller können die Langlebigkeit ihres Produktes am effizientesten erhöhen, wenn sie einzelne Komponenten reparierbar oder zumindest ersetzbar machen. Wäre das gängige Praxis, müsste der Verbraucher nur die fehlerhaften Komponenten austauschen, anstatt das ganze Gerät zu ersetzen.

Der Nutzer muss solche Angebote dann natürlich auch nutzen - das heißt, auch mal nur die Grafikkarte austauschen, nachdem man sich bereits nach einem modularen Rechner umgesehen hat. Auch bei Upgrades lohnt es sich zu überlegen, ob man nicht nur ein bestimmtes Element updaten möchte. Das spart neben Rohstoffen auch bares Geld.

 

Erneuerbare Energien spielen eine Schlüsselrolle. (Bild: Wikimedia Commons)

 

UNSER ANTEIL

Sie sehen schon: nicht jedes Problem kann von uns gelöst werden. Vieles hängt an der Politik, an den Herstellern unserer Geräte, oder schlicht an höherer Gewalt. Trotzdem können kleine bis mittelgroße Unternehmen einen kleinen Anteil leisten – und genau das haben wir bei der K&K Software AG auch vor - zum Beispiel mit dem Umbau unserer Heizanlage.


Beitrag vom 30.01.2023

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