Wege in die IT #1: Claudia Walter

Noch nie war es so einfach, auch aus ungewöhnlicheren Biographien und mit einem fachfremden Studium quer in die IT einzusteigen. Im Kontext der Veranstaltung „IT’s HerStory: Wege in die IT“ des IT-Verbandes Mainfranken haben wir unsere Mitarbeiterinnen gefragt, wie sie die IT-Branche aus weiblicher Sicht erleben.

Den Anfang macht Claudia Walter. Claudia ist 27 Jahre alt, hat Management im Gesundheitswesen studiert und ist die Assistentin unseres Chefs Arnulf Koch. 

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Frauen spielten in der IT lange eine Nebenrolle, so geht zumindest die gängige Erzählung. Obwohl sie schon von Anfang an dabei gewesen sind, gelten Computerberufe auch heute noch oft als Männerdomäne. Dabei werden diese Annahmen immer häufiger von der Realität eingeholt. IT-Firmen rekrutieren Coderinnen und Managerinnen aus allen möglichen Lebenswegen.

Noch nie war es so einfach, auch aus ungewöhnlicheren Biographien und mit einem fachfremden Studium quer in die IT einzusteigen. Im Kontext der Veranstaltung „IT’s HerStory: Wege in die IT“ des IT-Verbandes Mainfranken haben wir unsere Mitarbeiterinnen gefragt, wie sie die IT-Branche aus weiblicher Sicht erleben.

Den Anfang macht Claudia Walter. Claudia ist 27 Jahre alt, hat Management im Gesundheitswesen studiert und ist die Assistentin unseres Chefs Arnulf Koch. 

 

Bild: Claudia Walter

 

Seit wann bist du bei K&K?

Ich bin seit Oktober 2022 bei K&K Software. Das ist im Prinzip auch mein erster Job im IT-Bereich. Ich habe aber davor schon bei Nebenjobs im Studium Erfahrungen mit Computern sammeln können, weil ich bei Computerproblemen oft gefragt wurde, außerdem hatte ich ein Modul zur IT in der FH. Das hat mein Interesse geweckt, und ich dachte dann, ich schaue mal, was es in dem Bereich dann so für Jobs gibt.

Was war das für ein Modul?

Da ging es um den Umgang mit IT im Kontext von Firmen: Um die Chancen, die IT bieten kann, aber auch um Risiken und Gefahren, die damit einhergehen. Was sind Zukunftsthemen, KI, Digitalisierung und so weiter. Das fand ich spannend.

Hattest du vor dem Modul schon Computererfahrung?

Klar, schon ein bisschen. Wenn zum Beispiel mal was an einem Computer nicht geklappt hat, in Word oder Excel oder so, dann war ich schon auch immer schon diejenige, die gesagt hat: "Komm, rutsch mal zur Seite, ich guck mir das mal an." Einfach mal etwas richten, Daten sichern, oder ein Betriebssystem neu konfigurieren: Schon vor meinem Job in der IT dachte ich mir immer, das kann ja nicht so schwer sein und dann habe ich das dann immer einfach mal angepackt.

Mitgenommen habe ich aus der Zeit vor allem, keine Angst davor zu haben, dass gleich alles weg oder kaputt ist. Klar – man sollte schon ein bisschen aufpassen, aber im Zweifel googeln, ausprobieren und nicht zu ängstlich sein, das hilft schon enorm.

 

Im Studium entwickelte Claudia ein Interesse an der IT. (Bild: kasto via Canva Pro)

 

Es gibt ja immer noch das Klischee von der IT als Männerdomäne. Das kommt nicht von ungefähr – sehr lange Zeit haben Männer die IT-Branche komplett vereinnahmt. Würdest du sagen, dass das immer noch der Fall ist?

Ich würde sagen, dass die IT tatsächlich immer noch sehr männerdominiert ist… Ich glaube auch einfach, dass das an der Erziehung liegt – Männer und Technik, diese ganzen Vorurteile werden dadurch vertieft. Frauen haben da jetzt endlich auch alle Möglichkeiten, und man realisiert langsam, dass sie das gleiche Technikverständnis haben können als Männer. Vielleicht manchmal aus einem anderen Ansatzpunkt heraus, aber sicher nicht weniger wertvoll.

Das ist interessant! Kannst du das näher erläutern?

Wow, das ist schwierig… Mein Freund hat zum Beispiel Maschinenbau studiert, und er erklärt Dinge halt einfach anders als ich. Ich habe da oft andere Ansatzpunkte. Letzten Endes meinen mein Freund und ich das gleiche, aber wir denken aus anderen Richtungen. Aber wichtig ist ja vor allem, dass das Endprodukt, in der IT ist das eine Software oder ähnliches, steht. Und da gibt es durchaus auch verschiedene Möglichkeiten, um ans Ziel zu kommen.

Würdest du – davon ausgehend – sagen, dass mehr Frauen die IT bereichern, weil eben auch andere Wege mehr in den Fokus rücken?

Ja, auf alle Fälle.

Du sagst ja auf der einen Seite: Frauen bereichern die IT. Auf der anderen gehen aber nicht genug Frauen in die IT. Wie würdest du das Problem angehen?

Ich glaube, da brauchen wir den klassischen Weg, mehr Werbung machen, mehr Sichtbarkeit erzielen,vor allem bei Messen oder bei Infoveranstaltungen für Ausbildungsberufe oder Studiengänge auch mal Hands-On-Stationen anbieten. Wichtig ist es ja, sich auszuprobieren, und sei es auch nur zuhause, beim Coden. Es gibt da ja auch Plattformen dafür, da musst du noch nichts selber installieren, wenn du davon noch keinen Plan hast. Aber bitte keine Viren auf dem PC ziehen oder so, nein, einfach mal eine Programmiersprache spielerisch ausprobieren!

Und ich glaube, es ist nötig, dass man da mal mehr darauf hinweist, zum Beispiel mit einem "hey, ihr könnt das mal ausprobieren" oder einem "ihr könnt hier zum Schnuppern kommen". Sich einfach nur trockenes Wissen aneignen und darüber zu lesen, das ist okay, aber meistens springt der Funke ja erst beim Selbermachen so richtig über. Und das muss man eben möglichst niederschwellig anbieten.

Würdest du diese Programme dann speziell für Frauen anbieten?

Nein, für alle. Eigentlich möchte ich die Unterscheidung gar nicht. Ein Angebot für alle, die es interessiert. Ich will jetzt nicht in eine Schublade gesteckt werden, weil ich eine Frau bin und dann muss das extra für mich aufbereitet werden – weil ich es ja angeblich anders nicht verstehen würde. (lacht)

Kannst du mir eine Sache in der IT nennen, die dir schwer gefallen ist, und eine Sorge, die sich rückblickend als grundlos herausgestellt hat?

Ich bin ja eher am Rand der IT tätig, und natürlich stoße ich da auch an meine Grenzen. Gerade wenn es an den Code selber geht. Einmal wollten wir etwas auf einer Webseite ändern, und Arnulf meinte ganz selbstverständlich: "Ja, da gucken wir in den HTML-Code rein!" Und dann hat er den Quellcode aufgemacht und ich habe gedacht: "Ach du Schande!" Aber einfach ausprobieren, im schlimmsten Fall ist das, was man vorher gemacht hat, weg, aber dadurch kann ich jetzt ein bisschen mit Code arbeiten. Und das ist tatsächlich einfacher als gedacht, es klappt nicht immer alles, aber es geht immer besser!

Zum zweiten Teil: Ich habe vor allem befürchtet, dass man von Softwareentwicklern zunächst einmal nicht so einfach in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Dass die nicht so offen sind, wenn man mal eine Frage hat, weil man nicht Teil ihrer Blase ist. Aber tatsächlich ist da gar keine Kluft. Da kann man immer hingehen und Fragen stellen, und die erklären das sofort.

 

Computerräume waren für Claudia etwas schönes. (Bild: Rolaks via Canva Pro)

 

Du hast gerade bei der IT-Arbeit jetzt öfters gesagt, dass man Dinge einfach mal machen und sich ausprobieren sollte. Sollten junge Leute, die an dem Beruf interessiert sind, die Wahl der Branche ähnlich angehen?

Ich glaube, das kommt ganz drauf an. Wenn man jetzt – wie ich – eher zur Randmenge der IT gehört, dann auf jeden Fall. Wenn man aber sagt, ich möchte jetzt Fachinformatikerin werden, oder etwas in der Richtung studieren will, wäre es schon gut, wenn man sich vorher ein wenig mit dem Thema beschäftigt hat. Ansonsten sitzt man nach einem halben Jahr im Studium oder in der Ausbildung da und sagt sich: "Wow, hätte ich das mal gewusst!"

Da kann man sich aber ja auch überall informieren, sodass es da nicht die ganz große Überraschung gibt. Und mal ganz grundsätzlich: Wir sind hier, um uns auszutesten, und wenn es für jemanden kein Problem ist, woanders mal neu anzufangen, dann kann man das auf jeden Fall immer versuchen.

Gehen wir nochmal kurz weg vom Thema „Frauen und IT“ und wieder zurück zu deinen Erfahrungen. Was sind so deine allerfrühesten Computererinnerungen?

Meine frühesten Erinnerungen gehen in die erste Klasse, vielleicht etwas früher, zurück. Damals hatten meine Eltern schon einen Computer, und ich saß dann dran und habe vor allem gespielt, zum Beispiel ein altes DOS-Spiel namens Mice Men. Und ich hatte damals einen Schulfreund, mit dem ich nach der Schule mal einen PC, so einen großen Tower, auseinanderbauen durfte. Da saßen wir also zu zweit mit einem Schraubenzieher und haben dann dieses Gehäuse auseinander geschraubt, und diese ganzen Platinen und Festplatten, und so weiter.

Könntest du das heute noch?

Ich glaube leider nicht, nein. Aber damals fand ich das richtig aufregend. Generell: Immer, wenn es in den Computerraum ging, dann fand ich das richtig gut. Da habe ich mich sehr darauf gefreut.

Hast du noch letzte Worte, gerade auch Sachen, die du gerne Frauen sagen würdest, die sich für eine Karriere in der IT interessieren?

Probiert euch aus, habt keine Angst, und vor allem keine Angst davor, Fragen zu stellen – auch wenn ihr glaubt, dass es dumme Fragen wären – weil man auch nicht alles über Google erfahren kann.


Beitrag vom 17.11.2023

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